Letzte U-Bahn nach Neukölln – meinvodstream

Berlin, 3. November 2027. 

Ein kühler Wind blies durch die leeren Straßen rund um den Alexanderplatz. Normalerweise herrschte hier zu jeder Tages- und Nachtzeit geschäftiges Treiben, doch nun war es still. Unnatürlich still. Nur das gelegentliche Klirren von Glas oder ein tiefes, kehliges Stöhnen durchbrach die gespenstische Ruhe.

Die Zombie-Apokalypse hatte Berlin schneller erreicht, als irgendwer es für möglich gehalten hätte. Was als „seltsame Grippe“ in einem Hostel in Friedrichshain begann, breitete sich innerhalb von 48 Stunden über ganz Berlin aus. Niemand war vorbereitet gewesen – nicht die Regierung, nicht die Polizei, nicht einmal die Clubs.

Am Hermannplatz hockte Lea in einem dunklen Kiosk und hielt ein blutverschmiertes Küchenmesser fest umklammert. Ihre Kleidung war zerrissen, ihr Blick leer. Neben ihr saß Max, ihr kleiner Bruder. Er war gerade einmal zehn – und leise. Zu leise für ein Kind, das sich vor Zombies versteckt. Aber Lea wusste, dass jedes Geräusch sie verraten konnte.

Sie hatten ihre Eltern in den ersten chaotischen Tagen verloren. Jetzt kämpften sie sich durch die leergefegten Straßen, von Unterschlupf zu Unterschlupf, auf der Suche nach Lebensmitteln, Hoffnung – und einem Ausgang.

In einem unterirdischen Bunker unter der ehemaligen U-Bahn-Station Gesundbrunnen hatte sich eine Gruppe Überlebender verschanzt. Angeführt wurde sie von Cem, einem ehemaligen BVG-Kontrolleur mit Hang zur Ordnung – und zur Baseballkeule. Der Strom war weg, aber sie hatten Generatoren und Konservendosen gehortet. Was sie brauchten, war Treibstoff – und jemanden, der mutig (oder verzweifelt) genug war, nach draußen zu gehen.

„Wir schicken ein Team zur Shell-Tanke an der Müllerstraße,“ sagte Cem. „Wir brauchen Sprit, sonst sitzen wir hier fest, wenn das Nest im Osten sich ausbreitet.“

Niemand wollte gehen – bis Lea sich meldete.

Die Stadt war nicht mehr wiederzuerkennen. Der Fernsehturm ragte wie ein Mahnmal in den Himmel, während Zombies durch die Bahnhöfe streiften, in denen einst Techno durch die Gänge wummerte. Jetzt herrschten Stille und der Geruch von Verfall.

Lea, Max und zwei weitere Überlebende kämpften sich durch Ruinen, nutzten die stillgelegten U-Bahn-Schächte als Tunnel, hörten bei jeder Kreuzung auf das charakteristische Scharren untoter Füße.

 

Sie erreichten die Tankstelle – doch dort wartete nicht nur Benzin. Eine andere Gruppe hatte sich dort verschanzt, skrupellos und schwer bewaffnet. Die wahre Gefahr waren nicht mehr nur die Zombies…

Am Ende war es nicht die Stärke, die Lea und Max das Leben rettete – sondern Mut, Zusammenhalt und die Erinnerung an das alte Berlin. Das Berlin mit Spätis, Straßenmusikern und Sommertagen im Görlitzer Park. Dieses Berlin wollten sie zurückerobern.

Vielleicht war dies nicht das Ende. Vielleicht war es der Anfang von etwas Neuem.
Etwas Wildem, Chaotischem – eben typisch Berlin.

Hinweis: Es handelt sich hier um eine fiktive Kurzgeschichte. 
Bilder: Jim Gassner/Marcel Gassner/ChatGPT

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